Länderübergreifendes Monitoring in der Friedensförderung - Das CPS-WebMo von AGIAMONDO

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Axel Heinemann - Mo., 30. Okt. 2023

Der Zivile Friedensdienst (ZFD) ist ein vom BMZ finanziertes Programm für Gewaltprävention und Friedensförderung. Neun deutsche Trägerorganisationen führen den ZFD als Gemeinschaftswerk durch – eine davon ist AGIAMONDO. Im ZFD vermittelt AGIAMONDO speziell geschulte Fachkräfte in Konflikt- und Postkonflikt-Regionen. Diese arbeiten gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen langfristig daran, Konflikte gewaltfrei zu bearbeiten, Menschenrechte zu etablieren und Frieden zu fördern.

Mit dem CPS-WebMo erfassen AGIAMONDO und ihre Partner die Wirkungen der über 100 ZFD-Projekte aus 14 Länder- bzw. Regionalprogrammen in Afrika, Asien, Amerika und Europa. Dabei orientieren sie sich an der Outcome Mapping Methodik. Die Informationen werden dezentral in die viersprachige Plattform eingepflegt, die nicht nur für das weltweite Monitoring, sondern auch für das ZFD-interne Informations- und Wissensmanagement genutzt wird. Weitere Features wie eine Partner-Datenbank, ein Lessons Learned- und ein Stories of Change-Bereich fördern den Dialog und Austausch zwischen den Partnerorganisationen zu guten Praktiken der Gewaltprävention und Friedensförderung.  

Wir sprachen mit Wolfgang Demenus, der seit August 2020 als Berater auf Zeit (BaZ) für Wirkungsorientierung im ZFD bei AGIAMONDO tätig ist.

 

Warum haben Sie sich für WebMo entschieden?

Eine meiner Aufgaben als BaZ für Wirkungsorientierung im ZFD Programm von AGIAMONDO besteht darin, ein länderübergreifendes digitales Monitoring- und ein Wissensmanagement-System zu etablieren. Wir waren auf der Suche nach einer Plattform, die nicht nur einen Mehrwert für das wirkungsorienterte Programm- bzw. Projektmanagement bietet, sondern auch zum Austausch und Lernen zwischen den Projekten genutzt werden kann. Außerdem sollte die Plattform Inputs für unsere Advocacy- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die unserer Partner liefern, also die Kommunikation von Wirkungen und Erfolgsgeschichten unterstützen. Was WebMo von anderen Anbietern unterschieden hat, war die „Kombilösung“ aus Monitoring und Informations-/Wissensmanagement in einer Plattform.

Ein wichtiger Aspekt war bei uns auch das Nutzerrechtemanagement-System, d.h. die Klärung, welche Arten von Nutzer*innen in welchen Bereichen Lese-, Lösch- und Editierrechte haben sollten. Wir arbeiten im CPS-WebMo mit projektspezifischen Nutzergruppen (Project Admins), programmspezifischen Nutzergruppen (Program Admins) und Sysops. Da in der Menschenrechtsarbeit bestimmte Daten sensibel sind, haben wir die Leserechte auf der Plattform entsprechend ausgestaltet und den Projektteams z.B. die Möglichkeit gegeben, beim Upload von Dokumenten zu definieren, ob der Zugriff darauf teamintern, programmintern oder allgemein durch alle weltweiten Nutzer*innen erfolgen kann.

Welche Features und Anwendungsmöglichkeiten schätzen Sie besonders?

Der Stories of change Bereich wird sowohl von unseren vermittelten Fachkräften als auch von den Partnerorganisationen inzwischen gern genutzt. Ich freue mich immer, wenn sie etwas Neues posten, sei es einen Text mit einem Foto oder kürzere Videos. Wir haben festgestellt, dass eine Kommentarfunktion das Ganze interaktiver gestalten würde. Daran arbeiten wir derzeit zusammen mit energypedia consult.

Langsam wird auch die Cloudbibliothek mehr und mehr für das Teilen von Dokumenten genutzt. Für die Plattformadministration vor Ort können wir auf unsere lokalen APME-Fachkräfte zurückgreifen, die unsere Partnerorganisationen zu WebMo beraten. Als weltweite APME Community of Practice nutzen sie auch selbst die Cloudbibliothek, um Formate, Berichte und APME-Arbeitshilfen zu teilen. So haben sie bei ihrem letzten Treffen beschlossen, gemeinsam eine virtuelle Toolbox zu erstellen und die Tools in der Cloudbibliothek mit allen CPS-WebMo-Nutzer*innen zu teilen. Ich sehe darin auch ein Potenzial, unsere APME-Prozesse kontinuierlich zu verbessern, partizipativer und partnerorientierter zu gestalten.

Screenshot CPS WebMo
Das CPS-WebMo von AGIAMONDO wird in elf Länder- und drei Regionalprogrammen genutzt.

Ihr Monitoring-Ansatz unterscheidet sich vom klassischen Logframe. Inwiefern ist es gelungen, Outcome Mapping in WebMo darzustellen?

Die Besonderheit bei unserem Analyse-, Planungs-, Monitoring- und Evaluierungssystem (APME) ist nicht nur das A, weil Kontext- und Konfliktanalysen in der Friedensförderung so eine zentrale Rolle spielen, sondern dass wir sehr qualitativ planen. Denn die meisten Wirkungen der Projekte unserer Partner zielen stark auf Verhaltensänderungen bei ihren direkten Zielgruppen ab. Es gibt entsprechend wenige quantitative Indikatoren zur Wirkungsbeobachtung. Den Fortschritt bei den Prozessindikatoren messen wir deshalb überwiegend mit Zustandsbeschreibungen und Skalen, wie zum Beispiel „not started - started – on track – almost achieved – achieved“, also ordinal statt quantitativ.

Wolfgang Demenus

Ich finde, dass es den IT-Experten von energypedia consult ganz gut gelungen ist, unsere APME-Logik im CPS-WebMo abzubilden. Wir haben jetzt eine stärkere Verknüpfung von Programm- und Projektebene als vorher.

Wolfgang Demenus, BAZ bei AGIAMONDO

Das war eine gewisse Herausforderung, durch die sich der Anpassungsaufwand für unser WebMo im Vergleich zur Logframe-Standardversion erhöht hat. Auch die Berücksichtigung der drei ZFD-Querschnittsthemen Gender/Intersektionalität, Konfliktsensibilität und Menschenrechte beim Monitoring und Reporting ist so eine Besonderheit, die wir in der Designphase berücksichtigt haben.

 

Wie wird WebMo von den lokalen Partnerorganisationen angenommen?

Unser CPS-WebMo ist ein dezentrales System, das auf Freiwilligkeit und Partnerorientierung beruht. Ich habe nun schon in sieben Ländern Nutzertrainings mit Partnern durchgeführt und mein Eindruck war immer, dass unsere Partner und Fachkräfte digitalen Lösungen gegenüber interessiert und aufgeschlossen sind. Sie finden den CPS-WebMo anwenderfreundlich, intuitiv und relativ easy zu bedienen und überlegen zum Teil bereits, WebMo auch außerhalb des ZFD als Projektmanagement-Tool einzusetzen.

Je nach Projektteam läuft es mit der Nutzung jedoch sehr unterschiedlich an. Manche Teams füllen WebMo sofort regelmäßig aus, bei anderen braucht es wohl mehr Unterstützung durch die APME-Fachkräfte vor Ort, bis da eine Update-Routine einkehrt. Hier und da gibt es auch ein paar technische Hürden: Die Internetverbindung ist an den Standorten unserer Partner nicht immer stabil, und auch die IT-Affinität ist unterschiedlich ausgeprägt.

APME Fachkräfte
APME-Fachkräfte tauschen sich in Mombasa zu den Anwendungserfahrungen mit WebMo aus und machen Verbesserungs- und Erweiterungsvorschläge.

Inwiefern hat WebMo die interne Zusammenarbeit und das Monitoring bei Ihnen verändert?

Früher war unser Monitoring stark „paper-based“ und weniger kontinuierlich. Infos zu den Projekten unserer Partner und zum aktuellen Stand der Wirkungserreichung konnten nicht so einfach projekt- und länderübergreifend geteilt werden. Jetzt findet das Projekt- und Programm-Monitoring weltweit sozusagen an einem Ort statt, und die Informationen werden einmal pro Quartal auf den neuesten Stand gebracht und über Dashboards auch visuell ansprechend aufbereitet. Die quartalsweise Aktualisierung ermöglicht jetzt ein Monitoring im Sinne einer Verlaufskontrolle. Bei den jährlichen Monitoring-Workshops kann der Schwerpunkt stärker auf gemeinsame Reflektion und Lernen gelegt werden.

AGIAMONDO CPS

Das Monitoring der Landes- und Regionalprogramme und der einzelnen Projekte verlief früher parallel und weitgehend unabhängig voneinander. Dank WebMo sind die Programm- und Projektebene nun verzahnt.

Der Austausch zwischen den Partnerorganisationen, die in denselben ZFD-Handlungsfeldern unterwegs sind, ist jetzt auch grenzüberschreitend möglich. Früher blieben wichtige Erkenntnisse aus der Projektarbeit im Land oder sogar im Projekt. Jetzt können sich die Partner einfach über ähnliche Projekte in anderen Ländern informieren. Sie können ihre Stories of Change für andere einsehbar machen und von ihnen entwickelte Wissensprodukte, wie Studien und Trainingsmaterialien zu zentralen ZFD-Themen, miteinander teilen.

Interreligiöse Study Tour Kenya
Interreligiöse Study Tour in Kenia: Durch WebMo wurde die Möglichkeit geschaffen, Erfahrungen und Wissensprodukte zu zentralen ZFD-Themen wie Interreligiöser Dialog und Zusammenarbeit projekt- und länderübergreifend zu teilen.

Haben Sie einen Rat für interessierte Nutzer*innen?

Eine digitale Plattform für Monitoring und Wissensmanagement erfüllt ihren Zweck natürlich nur dann, wenn sie auch regelmäßig genutzt und aktualisiert wird. Die Verantwortlichkeiten, wer wie und in welchen Abständen WebMo aktualisiert, sollten geklärt werden. Außerdem würde ich dazu raten, die WebMo-Trainings mit den Partnerorganisationen in Präsenz durchzuführen. Um die gemeinsame Ownership zu fördern, schulen wir unsere vermittelten Fachkräfte und die Partner gemeinsam vor Ort.

 

Wir danken Herrn Demenus für seine Zeit und seine wertvollen Einblicke in die Nutzung von WebMo bei AGIAMONDO.

Autorin: Anna Matuschka